Home Archiv
Plug and P(r)ay - Nursing-Day am eHealth-Summit 09 PDF Drucken

 

Der Nursing-Day am eHeatlh-Summit 09 im Stade de Suisse in Bern ist auf grosses Interesse gestossen.

Viele Personen aus der Pflege aber auch aus anderen Bereichen haben am Track teilgenommen. Die Themen zu Pflege und DRG, Leistungserfassung und Terminologien stiessen offensichtlich auf grosses Interesse.



Medienkompetenz


Die einleitenden Referate befassten sich mit der Frage der Medienkompetenz des Pflegepersonals. Es kann festgestellt werden, dass diese in den letzten Jahren enorm verbessert wurde. Markus Stadler wies darauf hin, dass insbesondere die inhaltsorientierte Medienkompetenz in den letzten Jahren bei den Pflegenden zugenommen hat. Sie sind sich heute selbstverständlich gewohnt im Internet zu recherchieren und E-Mail und andere Dienste zu nutzen. Auch Spengler und Bernegau haben diese Erfahrung gemacht, dass wohl die Pflegenden mehr Erfahrung in der Nutzung der EDV haben, dass sie aber immer noch gerne Hilfe in Anspruch nehmen. Und wenn Hilfe, dann nicht eine per Telefon sondern vor Ort und ganz langsam – zum mit Schreiben!

Pflegen Sie schon oder organisieren Sie noch!

Die nachfolgenden Sprecher befassten sich mit den Daten, die durch die Pflegenden erfasst werden. Einerseits geht es darum Leistungen auszuweisen. Mit Methode TACS lassen sich gemäss Odermatt nicht bloss Aussagen zu Pflegeprozessen machen sondern auch zu den übrigen finanztreibenden Prozesse wie die Prozessperspektive, die Potentialperspektive und die Kundenperspektive. Daraus lassen sich Daten für eine BSC ableiten, die der Pflegeleitung Kennzahlen liefern. Hunstein monierte, dass DRG eher ein pauschaliertes Verhütungssystem auf Basis ärztlicher Diagnosen ICD-10 und ärztlicher Prozeduren CHOP sein und keine Aussage zum Pflegeaufwand machen können. Aus verschiedenen Auswertungen ist klar, dass ein wohl kleiner Prozentsatz massiv mehr Aufwand bereitet und den Aufenthalt des Patienten pflegebedingt verlängert. Pflege muss sich in den DRG abbilden, sonst verliert das Spital die adäquate Finanzierung der Pflegeleistungen. Alain Junger zeigte auf, wie mit einem Nursing Minimal Data Set der Aufwand der Pflege nachgewiesen werden kann. Man kann mit dem NMDS feststellen, dass neben den ärztlichen Diagnosen viele pflegerischen Problemen noch offen sind und eines entsprechenden finanziellen Aufwandes bedürfen.


Keynote

Als Keynote – Speaker brachte es Dieter Baumberger auf den Punkt. In Untersuchungen zeigte sich immer wieder, dass sogenannte Ausreisser überdimensionale Kosten verursachen und oft immer in den Zentrumsspitälern für unausgeglichene Aufwände sorgen.

Er wies darauf hin, dass verschiedene Pflegediagnosen auch als ICD-10 Codes ausgedrückt werden können und dass diese schliesslich Einfluss auf die Einstufung haben werden.


Lücken in der Dokumentation

Den Nachmittag leitete Dr. Müller Staub ein und meinte, dass Lücken in der Dokumentation die Betreuung des Patienten gefährden. Also kommt einer umfassenden Dokumentation grosse Bedeutung zu. Doch leider bieten Softwarehersteller immer wieder reduzierte Dokumentationsmöglichkeiten und liessen damit zu, dass Leistungen nicht aufgezeichnet und so auch nicht verrechnet werden können. Sie führte 8 Studien an, die ein sehr unterschiedliches Bild der elektronischen Dokumentation zeichneten. 4 Studien zeigen, dass Pflege im elektronischen System nur ungenügend dokumentiert ist.

Praxis der elektronischen Dokumentation


Die weiteren Sprecher/innen stellten praktische Erfahrungen im Umgang mit elektronischen Systemen vor. Tom Hansen stellte das PDMS im Paraplegikerzentrum Nottwil vor. Das eingesetzte PDMS ist eine prozessorientierte Akte, die vom Eintritt àNotfall, OPS, IPS, Station bis zum Austritt alles aufzeichnet. Sie umfasst Therapiepfade genauso wie Zugriff auf das Intranetportal und Wissensdatenbank. Letztlich eine grosse Erleichterung für die Pflegenden. Susanna Bürki, Kantonsspital Uri, zeigte in die gleiche Richtung und berichtete über die Einführung der elektronischen Patientenakte und deren positiven Auswirkungen unter anderem auf die Zusammenarbeit zwischen Pflegenden und Ärzten. Neben der Multidisziplinarität (verschiedene Berufe – ein Patient – eine Dokumentation) ist auch die Lesbarkeit und Informationsangebot immer und überall, die hohe Verfügbarkeit, die Teilautomatisierung und die Wiederverwendbarkeit der Daten entscheidend. Auch wenn es zu Beginn mehr Aufwand bedeutet, die Pflegenden wollten nicht zurück auf Papier, die Vorteile überwiegen bei Weitem.


Danielle Buchmann, machte im Spital Uster gleiche Erfahrungen. Auch dort haben die Pflegenden die auf den ersten Blick eher komplizierte elektronische Dokumentation gut aufgenommen. Subjektiv lässt sich feststellen, dass die Qualität der Dokumentation klar gestiegen ist. Auch die Quantität – denn heute sähen mehr Leute ob und was die einzelne Pflegende erfasst. Dies spornt an und bringt kleine Fortschritte: Die Ärzte lesen die Pflegediagnosen, fangen langsam an die Pflegedokumentation ernst zu nehmen.


Es bleibt viel zu tun

Ein Roundtable-Gespräch rundete den Tag ab. 6 der Sprecher/innen wurden aufgerufen und nahmen zur Frage wie es in 20 Jahren wohl aussehen werde, Stellung. Während die einen Pflegeroboter sehen, forderten die anderen verbesserte Schulungen der Pflegende aber auch verbesserte elektronische Werkzeuge, die es erlauben, Wissen zu generieren und Leistungen automatisiert abzuleiten. Die Anwesenden stellen fest, dass noch viel zu tun bleibt. Ein Ansporn, im kommenden Jahr wieder einen Nursing-Day im Rahmen des eHealth-Summit durch zu führen!

 

Martin Lysser

 

Zuletzt aktualisiert am Mittwoch, den 09. September 2009 um 00:14 Uhr